Als sich in Deutschland der Winter von seiner härtesten Seite zeigt – die sibirische Kältekeule mit 15 Grad minus war gerade angekommen – steige ich ins Flugzeug in Richtung Bangkok. Es vergeht einfach sonst viel zu viel Zeit bis in Europa der Segelsommer wieder beginnt. In Thailand angekommen ist der ganze Frost vergessen, denn hier erwartet uns der heiß geliebte Sommer.

Das Abenteuer beginnt in der Yacht Marina auf Phuket, wo sich die achtköpfige Crew und Skipper sowie unsere Chinon (eine 2014 Sun Odyssee 469) kennenlernt. Nach dem Einkauf sind die Papaya, Mangos, Limetten, Bananen, Ananas, Chilis und Gurken (oder waren es doch Zucchini?) bald verstaut und wir lernen beim ersten Abendessen noch die Crew der Pessak kennen, die unsere Flottille komplett macht. Nach der ersten Nacht in der Koje und einem gigantischen Sonnenaufgang im Hafen sind am nächsten Vormittag die Leinen los – und es geht immer Richtung Süden. Dass man in der Andamanensee Segel setzen kann haben wohl noch nicht so viele Menschen bemerkt (vor allem aber nicht die Thais selbst). Wenn uns dann mal ein Boot entgegenkommt ist es entweder ein altes Fischerboot, ein Speed Boot mit einer Horde Tagestouristen an Deck, oder ein (nicht weniger schnelles) hölzernes Longtail Boot. Sonst aber scheint es, als hätten wir den ganzen Ozean für uns gebucht. Als wir am Abend vor der Insel Ko Yao Yai das erste Mal den Anker werfen färbt sich der Himmel in ein paradiesisches Rosarot – es musste gleich mal übertrieben werden –  und dann wird aus der Bordküche auch schon der erste Anleger Cocktail hochgereicht. Wir sind im Paradies angekommen.

Da die tropische Hitze unter Deck auch in der Nacht nicht wirklich nachlässt, zieht es die meisten der Crew jetzt an Deck, wo von Bug bis Heck verschiedene Schlafplätze ausprobiert werden. Auch wenn nachts die Winde in diesem Revier zunehmen, den freien Blick in den Sternenhimmel will keiner verpassen. Die Starts der Tage in Thailand sind übrigens ebenso spektakulär farbenreich; und so sitzt der Großteil der Crew oft um kurz nach sechs Uhr schon an der Reling und genießt mit dem ersten Kaffee den Sonnenaufgang, während andere direkt den ersten Sprung ins Wasser wagen. Von Ko Yai Yai segeln wir Richtung Ko Pu und legen nach Lust und Laune immer mal wieder einen Badestop ein um uns etwas (bei Badewannen Wassertemperatur wohlgemerkt) abzukühlen. In der Freedom Huts Strandbar auf Ko Pu geht nichts über das erste Pad Thai – der thailändische Reisbandnudeltraum – und im Laufe des entspannten Abends wird die Crew gut mit ausreichend Mai Tai und Long Island Ice Tea versorgt. (für den Mojito war gerade die Minze ausgegangen, so ein Mist …)
Am nächsten Mittag ankern wir vor der Insel Ko Lanta, wo der erste Landausflug geplant ist. Die Crews verteilen sich auf den Ladeflächen zweier Autos oder auf den gemieteten Motorrollern und im rasanten Tempo geht es über die Insel zum Start einer kleinen Dschungelexpedition. Am Abend enden wir dann alle am Strand von Ko Lanta in der Why Not Bar – super Stimmung, super Live Musik, und (endlich) super Mojitos! (vielleicht die besten Thailands?). Ein Abend in der Why Not Bar sollte wirklich keiner Crew vergönnt bleiben.
Am nächsten Tag steuern wir die heiß umworbenen Maya Bay von Ko Phi Phi Leh an. Zuvor stoppen wir aber an der Pileh Lagoon, welche eine atemberaubende Kulisse zu bieten hat: eine enge Bucht von mächtigen Kalksteinfelsen, eingebettet in türkisblauem Wasser. Bei unserer Ankunft in der Maya Bay ist die Bucht noch von Menschenmassen überflutet, vor lauter Speed Booten sieht man nichts mehr vom heiligen Sand den Leo einst geküsst hat. Doch als die Sonne untergeht und die letzten Boote die Bucht verlassen, herrscht hier eine paradiesische Stille, die sich besonders gut in der Hängematte genießen lässt. Wieder sind wir fast die einzigen zwei Segelboote, die diese Nacht in der Bucht ankern. Die vielen Inseln der Andamanensee mit dem eigenen Boot zu erkunden und die Möglichkeit so in den schönsten Buchten zu ankern – unbeeindruckt von dem mega Tourismus der sich tagsüber dort abspielt – macht diesen Segeltörn in Thailand so einzigartig.
Noch mehr Schnorcheln mit bunten Fischen gibt es dann am folgenden Tag an einem Riff vor Ko Kradan, und wieder ein wunderschöner, fast menschenleerer Sandstrand. Anschließend treffen wir die Pessak vor dem Eingang der Morakot Cave (Ko Muk). An diesem Nachmittag zeigt sich der Wind von seiner besten Seite und die Wellen peitschen mit voller Wucht gegen die Felsen um den Eingang zur Grotte. Auch wenn unser Vorhaben, bei so einem Wellengang in dieses dunkle Loch zu schwimmen, auf den ersten Blick etwas halsbrecherisch erscheint, die Abenteuerlust ist bei den meisten geweckt. Mit einigen kräftigen Flossenschlägen und wirklich super Teamarbeit der zwei Crews schaffen es alle in die dunkle Höhle und am anderen Ende erwartet uns der exotische Wahnsinn! (auf jeden Fall ein Highlight des Törns).
Das Naturschutzgebiet von Ko Rok Yai und Ko Rok Nai ist das südlichste Ziele unseren Törns. Je weiter man in den Süden der Andamanensee kommt, desto klarer und exotischer das Wasser, die Strände und das Riff. Bis auf ein paar einheimische Rangers, Riesenwarane, und unzähligen Einsiedlerkrebse ist am Strand hier nicht viel los – Pad Thai für die komplette Crew wird aber auch hier serviert. Generell gilt in Thailand: das leckere, unkomplizierte und gesellige Essen steht für die Thais ganz weit oben auf der Liste. Die Streetfood Kultur, die hier überall vorherrscht, begeistert mich von Anfang an. Am Strand von Ko Rok Yai genießen wir an diesem Abend die Natur, denn am nächsten Tag erwartet uns das krasse Kontrastprogramm auf der Insel Ko Phi Phi Don: Eine chaotische Bucht mit einem abenteuerlichen Anker Manöver, enge Gassen voller wilder Menschen (und Katzen) aus aller Welt, und eine super coole Live Musik Bar in der der Mojito in Sandkasteneimern serviert wird. Wer Lust hat lässt sich auf Ko Phi Phi noch bei einer Thaimassage ein (oder aus-) renken, steckt seine Füße in einen Fischtank bei Doctor Fish, oder macht etwas Souvenir Shopping.
Der Schlag von Ko Phi Phi nach Ko Rang Yai beschert uns noch ein letztes Mal super Segelwind bei traumhafter Kulisse vorbei an kleinen Inseln, die mich persönlich von der Karibik träumen lassen. Auf Ko Rang Yai angekommen erleben wir bei Kokosnuss Shakes abermals die Schönheit der Andamenensee von der wir die letzten zehn Tage gar nicht genug bekommen konnten. Als wir am nächsten Tag an der Yacht Marina Phuket wieder anlegen, sind bei mir gefühlt vier Wochen auf dem Wasser vergangen, als wäre die Zeit einfach mal stehen geblieben.
Ein Segeltörn in Thailand ist exotisch, paradiesisch, abenteuerlich, unglaublich entspannend (die Zeit gibt es hier nicht), manchmal einsam, trotzdem idyllisch, tropisch heiß, super für Schnorchel Fans, manchmal windig – manchmal nicht (es kommt eben wie es kommt), landschaftlich beeindruckend, kulinarisch hervorragend, und mit einer coolen Crew immer ein Spaß!

Vielen Dank an die Chinon: Tycho, Ollo, Aki, Gosia, Mandy, Eva, Chris und Dennis sowie die Begleitung der Pessak für die wunderschöne Zeit!

(Autor: Judith Zimmermann)