Für die einen heißt Urlaub Entspannung. Für die anderen Abenteuer. Und für viele ist die Symbiose aus beidem der perfekte Urlaub. Wir hatten die perfekte Symbiose auf unserem Törn. Eine Woche lang sind wir durch die kroatischen Kornaten gesegelt, haben entlegene Buchten erobert und die Seele im glasklaren Wasser baumeln lassen. Eine Woche lang haben wir der Welt den Rücken gekehrt und mit dem Segeln eine neue Welt erobert. Und dabei ganz nebenbei ein paar entscheidende Dinge gelernt – vor allem Gelassenheit.
Lektion Nr. 1: Der Schein trügt
Schon in der ersten Nacht lernen wir die wohl wichtigste Lektion des Segelns: Traue nie der Idylle! Wir ankern in einer kleinen Bucht, dicht aneinander geschmiegt liegen die Boote im Päckchen. Das erste Nachtbad unter Sternenhimmel ist so atemberaubend, fluoreszierende Algen lassen das Wasser in der Dunkelheit glitzern. Zu überwältigt sind wir von der Szenerie, zu angeregt sind die ersten Gespräche, dass wir zunächst gar nicht bemerken, wie wir uns langsam dem felsigen Ufer nähern. Plötzlich geht dann alles ganz schnell: Der Wind hat gedreht und frischt auf, der Abstand zu den Felsen wird immer kleiner. Die Skipper bewahren die Ruhe, manövrieren uns geübt aus der Bucht hinaus und finden für uns ein ruhigeres Plätzchen an der windabgewandten Seite. Passt schon!
Lektion Nr. 2: Boote kippen nicht
Schon früh am nächsten Morgen geht es weiter und die Winde meinen es gut mit uns: Die erste richtige Segelpartie wird rasant. Etwas mulmig ist uns schon, als es das Boot zum ersten Mal aus dem Wasser hebt und wir senkrecht über dem Meer schweben. Die Skipper beschwichtigen, so ein Segler kippt nicht um. Segelanfänger beruhigt, weiter geht die Fahrt. Wir genießen den Flug übers Meer und lernen ganz nebenbei die ersten Handgriffe des Segelns. Passt schon!
Lektion Nr. 3: Schlaf wird überbewertet
Join the Crew – das heißt eine Woche gemeinsam mit knapp 30 gut gelaunten und überaus ausdauernden Mitseglern verbringen. Schon nach wenigen Tagen ist klar: Schlaf wird überbewertet! Wieso in die Koje kriechen, wenn über einem der grandioseste Sternenhimmel leuchtet, wo keine Lichtquelle das nächtliche Schauspiel stört und man sich bei Bedarf alle fünf Minuten mit einer Sternschnuppe einen Wunsch erfüllen kann? Wieso in Träume verfallen, wenn die traumhafteste Kulisse einem direkt zu Füßen liegt? Wieso ins warme Bett verkriechen, wenn das Meer mit warmen 25 Grad zum nächtlichen Sternenbad einlädt? Der Schlaf wurde auf unserem Törn aufs Wesentliche reduziert. Zu beeindruckend waren die Buchten, zu angeregt die Gespräche, zu gut die Getränke. Den Schlaf haben wir tagsüber nachgeholt, bei einem Nickerchen an Deck. Oder einfach ganz drauf verzichtet – passt schon!
Lektion Nr. 4: Wasser ist nicht gleich Wasser
Eine simple und doch wichtige Erkenntnis: Wasser ist nicht gleich Wasser! Bereits am dritten Tag in den Kornaten läuft die Ana leer, auch auf den anderen Booten werden die Reserven knapp. Die Dusche bleibt nun trocken, wir quittieren das mit einem Schulterzucken, der nächste Hafen zum Wasser tanken kommt ja bald. Und schließlich haben wir eine traumhafte Nasszelle: die Kornaten. Die in Meerwasser gekochten Kartoffeln verhelfen uns zu neuen kulinarischen Ergüssen, die Badeplattform wird zur Wellness-Oase. Nach wenigen Tagen kann auch die Ana wieder Frischwasser tanken, an den zeitweilig leeren Wassertanks haben wir uns sicher nicht gestört. Mit Erfindungsreichtum und einer Spur Gelassenheit ging das unbeeindruckt an uns vorüber – passt schon!
Lektion Nr. 5: Viel hilft viel
Mit unserem Törn durch die Kornaten haben wir der Zivilisation den Rücken gekehrt. Wurde die Besatzung der Parija am ersten Tag noch etwas belächelt angesichts der sechs prall gefüllten Einkaufswagen, die sie über den Steg hievten – so wurden sie in den nächsten Tagen zusehends bewundert. Ausgestattet mit allerlei Finessen und üppig beladenen Vorratsschränken, schien uns der Luxus der Welt eindeutig auf der Parija verhaftet. Gern haben wir uns hier zu Drinks und Snacks einladen lassen. Zu unserem Glück mangelte es aber auch auf der Parija zum Ende des Törns an einigen Gütern – kurzerhand entwickelte sich ein florierender Tauschhandel auf hoher See. Gewürze gegen Bananen, Bier gegen harte Devisen. Passt schon!
Lektion Nr. 6: Luxus ist relativ
Eine Erkenntnis hat uns dieser Törn sicherlich gebracht: Luxus ist relativ. Klar gab es Sehnsüchte, vor allem die Raucher wurden in den Kornaten gen Ende nervös – lieben Dank an dieser Stelle nochmal für das mutige Team, das des Nachts in einem anrüchigen Etablissement tatsächlich zwei Schachteln Zigaretten erhaschte. Doch eines haben wir in dieser Woche gelernt: Zum glücklich sein reicht ganz wenig. In diesen atemberaubenden Landschaften, in menschenleeren Buchten, in tiefblauem Wasser und vor gigantischen Felsklippen erscheint alles andere doch eher nichtig.
Der wohl größte Luxus dieser Reise ist die völlige Entspannung: Die Uhrzeit interessiert keinen, der Plan für den Tag wird erst geschmiedet, wenn es soweit ist. Aus den letzten Reserven lassen sich wunderbare Menüs zaubern und die Haut genießt die Sommerpause. Als wir am letzten Tag von Bord gehen sind wir müde, erschöpft, um viele Erfahrungen reicher – und glücklich. Passt schon!
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