Dass ein Segeltörn nicht immer mit hohen Preisen und extravagantem Publikum verbunden sein muss, beweist Join The Crew. Ein Törn mit dieser Crew bedeutet Abenteuer pur.
Der Proviant ist verstaut, die Sicherheitsmaßnahmen wurden besprochen und die Crews für die unterschiedlichen Aufgaben sind eingeteilt. Es wurden Knoten geübt, Leinen geworfen und beim Frühstück die grobe Route besprochen – in einer Woche muss die Cronos in Fethyie, im Südwesten der Türkei einlaufen. Schon ist es soweit. Das große Vorsegel der griechischen Segelyacht bläht sich auf, das Schiff läuft aus. Der Hafen, die Kreuzfahrtschiffe und die Stadtmauern von Rhodos-Stadt werden immer kleiner. Der Törn hat begonnen und Arved, eines der acht Crewmitglieder, schaut glücklich durch seine Sonnenbrille auf die anderen Boote der Flotte. Arveds neue Unterkunft für die kommende Woche bemisst knapp 16 Meter Länge, 4,58 Meter Breite und liegt mit 15.700 Kilogramm Gewicht schwer im Wasser. Der Hafen von Rhodos-Stadt liegt bereits weit hinter der Cronos-Crew und das Schiff segelt auf lange Sandstrände, azurblaues Gewässer, einsame Buchten und belebte Partyorte zu.
Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein
Die gesamte Gruppe hat sich erst kurz vor Antritt der Reise im Hafen kennengelernt. Kontakt bestand bisher lediglich via Internet über das Forum des Veranstalters. Ihre Gemeinsamkeiten belaufen sich auf ihr Alter und Interesse am Segeln. Join The Crew, der Törnanbieter, mit dem die Gruppe unterwegs ist, schickt regelmäßig junge Menschen auf Segelreise ins Mittelmeer und in die Karibik. Zu den 349 Euro, die man in einer Woche für seine Koje bezahlt, kommen rund 100 Euro für die Bordkasse, aus der Essen, Hafengebühren und Sprit finanziert werden. Um An- und Abreise zum Starthafen und zurück nach Hause kümmern sich die Törn-Teilnehmer selbst. „Mit den Törns möchte ich auch zeigen, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein“, sagt Dominik, der Join The Crew Chef. Er kam vor sieben Jahren zum Studium nach Deutschland und war verwundert, dass Fahrtensegeln unter jungen Leuten hier noch ziemlich unbekannt war. Daraufhin organisierte er übers Internet eigene Törns und Join The Crew entstand.
Partys & schöne Buchten
Die Skipper von Join The Crew sind nicht nur seglerisch gut ausgebildet, sondern auch sozialfähig und stressresistent.
Laut Jan, einem der Crew-Mitglieder findet hier Kommunikation „locker und auf Augenhöhe“ statt. Gute Stimmung an Bord ist auch für Skipper Dominik kein Zufall: „Vom Segeln fühlen sich Menschen angesprochen, die auf einem Boot auch gut miteinander klar kommen. […] Personen, die keine Lust auf viele Einweisungen oder Partys haben, würden sich deshalb bei uns nicht anmelden.“ Alle Teilnehmer sind aus den gleichen Gründen an Bord: Segeln, Urlaub und neue Bekanntschaften. Die Sonne scheint, der Anker fällt und Arved springt vom Boot in das Mittelmeer. Das Ziel, „irgendeine schöne Bucht“ ist erreicht. Das Wasser ist so klar, dass man vom Deck aus den Grund sehen kann. Arved taucht auf, lässt sich im Wasser treiben und schaut auf das Boot und die umliegende Bucht. Am nächsten Tag setzt sich die Reise nach einer kurzen Nacht, morgendlichem Schwimmen und dem Frühstück fort. Die Crew löst das Boot von den anderen Yachten der Flotte. Nicht bei jeder Tour auf dem Mittelmeer, ist die See so still. Teile der Gruppe genießen das, anderere haben Angst vor Seekrankheit und sehen sich bereits über die Reling gebeugt. Um dem vorzubeugen singt die Crew gemeinsam Seemannslieder, während der Wind das Schiff auf den Wellen tanzen lässt. Arved machen die hohen Wassermassen nichts aus. Seit Reiseantritt freut sich der 25-Jährige auf den Wind, den die Cronos nun abbekommt. Einige Stunden geht das so, bis das Schiff seinen Anlegeplatz findet. Am nächsten Tag wird die griechische Segelyacht zu neuen fremden Welten aufbrechen, doch für den Moment heißt es, an Deck der Cronos die Nacht zu genießen.
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