(Ein Artikel von Eileen – Danke dafür!)
Zwei Wochen segeln in der Karibik – von Guadeloupe nach Antigua & Barbuda – klingt nicht nur fantastisch, sondern ist es auch. Ich kenne keine andere Urlaubsform, die den Alltag so schnell, so weit weg erscheinen lässt, wie ein Segeltörn! Da ich leider nicht über ausreichend seefeste Freunde verfüge & es auf so ner Yacht allein doch ganz schön einsam wäre, hab ich mich zum mittlerweile dritten Mal für einen Törn mit Join the Crew entschieden.
Am 18. Januar war es so weit – von Hamburg ging es via Paris ins französische Überseedepartement Guadeloupe, das man von Europa aus in weniger als 10 Stunden erreicht – und in meinem Fall dank xl-Airways auch noch für nen ziemlich schmalen Taler.
Meinen erstes Crewmitglied traf ich bereits im Flieger, somit schlugen wir uns mit vereinten Schulkenntnissen in Französisch zur Marina durch, wo wir auf den Rest der Crew & die “Diderot”, unsere Yacht vom Typ Bali 4.0 trafen, die für die kommenden 2 Wochen unser schwimmendes Heim darstellen sollte. Und ich kann nur sagen: „What a Boat“! Vier „en suite“ Badezimmer, riesengroßer Salon mit bequemen Sitzflächen für alle, super geräumiger Kühlschrank und ganz viel Stauraum für unsere schier unendlichen Mengen an Keksen – wer schonmal Yacht- oder Wohnmobilurlaub gemacht hat, weiß das durchaus zu schätzen.
Beste Voraussetzungen also für zwei Wochen Traumurlaub, der uns von Guadeloupe aus um die Insel herum Richtung Antigua & Barbuda (und wieder zurück) führen sollte.
Vorher ging’s allerdings erst einmal zu den „Iles de la Petite Terre“ – dem ersten Highlight auf unserem Törn: Das wunderschöne Naturreservat bestehend aus zwei Inseln, von denen aber nur eine betreten werden darf, überraschte uns mit wilden Tieren, wohin das Auge reichte: Die Insel wird von hunderten von Leguanen bevölkert, die sich vor unseren Augen wilde Kämpfe lieferten – zum Zwecke der Paarung, wie sich später recht offensichtlich herausstellte.
Auch unter Wasser gab’s einiges zu sehen: Ein kleiner Riffhai, unzählige Meeresschildkröten, mehrere Rochen und zahlreiche andere Fische. Dass unser Verlassen dieses Paradieses am nächsten Tag dann auch noch von Delphinen begleitet wurde, machte diese erste Etappe des Törns quasi perfekt! Karibik ist einfach Karibik!
In den kommenden Tagen umrundeten wir Guadeloupe nordöstlich mit Kurs auf Deshaies, um uns dort ausklarieren zu können bevor es dann einiger Stunden auf “offener See” in Richtung Antigua ging, wo wir am fünften Tag unseres Törns in English Harbour ankamen:
Den Tag dort beendeten wir mit einem ziemlich”amazing sunset“ und dem ein oder anderem „Death Nazi“ (Jaaaa, wirklich: ein Gemisch aus Jägermeister & Pfeffi) bei Live-Musik im „The Lime“ am Dockyard Drive.
Am nächsten morgen ging es dann wieder östlich um Antigua herum zur Nonsuch Bay (geiler Name, wenn ihr mich fragt). Hier erwarteten uns Puderzuckerstrand, eine handvoll Boote, wieder jede Menge Schildkröten, ein paar Kiter und viele bunte Fische.
Am nächsten Morgen war es dann so weit: Auf nach Barbuda! Uns erwartete wieder ein ziemlich langer Schlag, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat, ganz im Gegenteil: beim Segeln fühlten sich mittlerweile alle pudelwohl – wenn auch bei dem ein oder anderem mit Ratiopharm nachgeholfen werden musste!
Crewmitglied Matze, der vor einigen Jahren bereits einmal auf Barbuda war, hatte unser Ziel schon mal vorsichtig mit „schönster Strand der Welt“ anmoderiert, zumindest bevor Hurricane Irma im September letzten Jahres quasi 100% der Insel zerstört hat. Somit traten wir den Schlag mit einer Mischung aus Vorfreude, Neugier und auch etwas Besorgnis an. Als Barbuda nach rund 8 Stunden endlich in Sichtweite war, bot sich uns ein ziemlich surrealer Anblick: Das war eindeutig der schönste Strand der Welt.
Und direkt dahinter ein Bild der völligen Verwüstung: Die beiden Hotels, der K-Club (der aber schon jahrelang leer steht und unlängst von Robert De Niro gekauft wurde) sowie die Coco Point Lodge waren vollständig zerstört. Von den hunderten von Palmen, die laut Matze einst den Strand säumten, standen gefühlt noch fünf!
Aber dennoch: das hier war eindeutig der schönste Strand der Welt!
Am Strand angekommen, überfiel mich dementsprechend ein ziemliches Gefühl der Überwältigung – und ich erklärte meiner Crew mit dem breitesten Grinsen im Gesicht mindestens fünfmal, „wie unfassbar schön“ das hier sei.
Nachdem ich mich einigermaßen wieder eingekriegt hatte, machten wir uns auf in Richtung Coco Point Lodge und inspizierten aus nächster Nähe, was die Kraft der Natur anrichten kann. Die Bungalows, welche keineswegs Holzhüttchen, sondern einst fest gemauerte Häuser waren, waren fast vollständig zerstört – komplette Wände einfach weggerissen und von Badezimmern stand teilweise nur noch die Kloschüssel. Er war einfach krass! In einem der Bungalows fanden wir einen riesigen Koffer voll mit Hochzeitsdeko inklusive Girlanden, Tischkärtchen und Herzballons sowie das Gästebuch der jährlichen Barbuda Bash Party des Hotels mit Einträgen der letzten 10 Jahre – Gänsehauteffekt.
Wir deuteten die Tatsache, dass wir obendrein noch über eine Tüte mit exakt acht schwarzen Fliegen stolperten, als himmlische Fügung und beschlossen aus der Zerstörung etwas Schönes zu machen und erklärten das für abends gebuchte Beach-Barbecue am Pink Sand Beach bei John spontan zum Black Tie-Dinner.
Am nächsten Morgen hätten wir eigentlich schon wieder die Weiterreise antreten müssen, um alle ursprünglich geplanten Törnziele auf unserer Liste noch zu erreichen – aber die Crew war sich einig: Wir waren am schönsten Strand der Welt und das sollte auch noch ein bisschen so bleiben – also legten wir einen kompletten Strandtag ein.
Danach gings dann über Jolly Harbour auf Antigua, wo wir ausklarierten, wieder zurück nach Guadeloupe – kurz einklarieren in Deshaies und dann weiter zum Unterwasserreservat Jacques Cousteau. Den dortigen Schnuppertauchkurs haben wir alle mit Bravour (ü)be(r)standen und wurden für die Überwindung mit einer faszinierenden und noch sehr intakten Unterwasserwelt belohnt.
Am nächsten Tag traten wir dann die letzte Etappe unseres Törns an: Es ging auf die Iles des Saintes – eine kleine, wunderschöne Inselgruppe südöstlich von Guadeloupe.
Es herrsche ein ziemlicher Andrang an Yachten. Direkt vor der „Hauptstadt“ (eher dem Hauptdorf) bekamen wir somit keine Mooring mehr, sondern nur am westlichen Ende der Insel, sodass wir dann auch endlich mal wieder ein bisschen was für die Fitness tun konnten und einen längeren Spaziergang über die Insel zum Strand Grand Anse antraten, wo wir uns todesmutig in die Wellen stürzten – dass die Aktion wirklich nicht ganz ungefährlich war, merkten wir erst, als wir schon wieder sicher an Land waren anhand zweier aufgebrachter Passanten. Merde!
Tags drauf mussten wir dann auch schon schweren Herzens so langsam auf nach Pointe-à-Pitre machen! Den letzten Abend verbrachten wir dann nochmal wie den ersten – zumindest am gleichen Ankerplatz und wurden dann, kitschiger geht es kaum, wirklich mit einem der schönsten Sonnenuntergänge des Törns von Guadeloupe verabschiedet!
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