Wind, Wein und Wellen rund um den Peloponnes

von Judith

Als sich der ewige Sommer in Deutschland langsam aber sicher verabschiedet, geht es für ein nächstes Segelabenteuer nach Athen. Zuvor war ich noch nie im griechischen Mittelmeer unterwegs. Aber man hatte mir gesagt, dass der Wind dort weht, die Pitas schmecken, die griechischen Buchten einzigartig traumhaft wunderschön sind, und überhaupt: Hauptsache raus aufs Meer, Segel hoch und los geht’s …

Athen mag auf den ersten Blick etwas chaotisch und anstrengend erscheinen. Wenn man sich aber ein bisschen Zeit nimmt und in die abgelegenen Straßen und Gassen läuft, kann man sich hier schnell wohlfühlen. Es gibt unzählige Bars und Cafés, das Leben spielt sich auf den Straßen ab, alles ist sehr gelassen und die Zeit scheint etwas stehen geblieben. Besonders schön finde ich Plaka (das Viertel am Hang der Akropolis). Hier unbedingt bei Yiasemi (Mnisikleous 23) auf der Dachterrasse einen Mocca trinken, und zum Frühstück lohnt sich das Little Tree Books and Coffee (Kavalotti 2) – etwas versteckt, aber ganz in der Nähe des Backpacker Hostels an der Akropolis. Wer auf coole Streetart und Alternativszene steht, der sollte nach Exarcheia laufen – auch dort gibt es ein paar unscheinbare aber sehr gemütliche Cafés und Bars. Und wer über die Akropolis hinaus noch mehr antike Gemäuer besuchen will, der sollte das wunderschönen Panathinaiko Stadion (erstes Olympiastadion der Neuzeit) besuchen – das einzige Stadion der Welt, welches komplett aus Marmor gebaut worden ist. Ich liebe Stadien! Aber nun zurück zum Segeln.

In Griechenland dauert alles etwas länger

Wir treffen uns mit der gesamten Crew am Samstag früh in der Marina Kalamaki und laufen anschließend zum nicht weit entfernten Supermarkt um uns für die Woche einzudecken. Diese erste Aufgabe ist einfach die beste Gelegenheit die Crew kennen zu lernen – und schon nach kurzer Zeit fallen Sätze wie „Ich glaube das wird eine verdammt gute Woche“. Eines vorweg: alle Vermutungen werden sich im Laufe der Woche bestätigen. Zum Auslaufen aus Kalamaki am Samstag reicht es leider nicht mehr, in Griechenland geschieht einfach alles etwas langsamer – davon sollte man sich aber auf keinen Fall aus der Ruhe bringen lassen. Die nächste mögliche Anlegestelle ist sowieso in diesem Revier zu weit entfernt um noch samstags vor Sonnenuntergang anzukommen. Was aber auch nicht tragisch ist, denn das hat zur Folge, dass wir am Abend mit der gesamten Flottille in einer Taverne für Tapas und Wein aus Kupferkelchen landen. Speis und Trank in einer griechischen Taverne ist garantiert nie ein Fehler! Am nächsten Morgen laufen wir nach dem Frühstück und der letzten Sicherheitseinweisung aus. Erstes Ziel: Die Insel Dokos, wo wir in einer der wohl schönsten Buchten des Reviers das erste Mal den Anker werfen. Peloponnes ist der absolute Traum für Buchten-Liebhaber. Wir laufen zum Sonnenuntergang noch auf den Hügel, und werden dort von der Eselin Irma überrascht, die uns gar nicht mehr gehen lassen mag. Auch nachts sind die Temperaturen im September noch sommerlich warm, dass man gemütlich – am besten in der Hängematte als Ankerwache – an Deck schlafen kann. Einzig der Wind kann dafür sorgen, dass man doch noch unter Deck umzieht.

Wir sind nicht bei “Join The Motor”

Der Wetterdienst kündigt für die folgenden Tage ordentlich Wind an – und die Crew hat richtig Bock aufs Segeln, ohne Wenn und Aber (Skipper Steffen: „Wir sind ja nicht bei Join The Motor“). Am nächsten Morgen werden wir nicht enttäuscht: Bei 30+ Knoten Wind erleben wir richtigen Segelspaß. Ich liebe es wenn das Salzwasser um die Ohren fliegt, der Bug die Wellen runter surft und der Wind vergeblich versucht das Boot umzulegen. Das Beste am Segeln? Das Segeln! Wir segeln bis zum frühen Abend und ankern dann vor Saupia. Der Schweizer Anlegerli (echter Bündner Röteli) und natürlich unser Crewesen an Bord ist mehr als wohlverdient nach diesem Tag. Am nächsten Morgen fegt der Wind noch etwas stärker und mit teils ungemütlichen Böen, sodass wir sogar nur das Vorsegel hochziehen. Unsere Sicily fährt trotzdem mit ordentlichen 6 Knoten die Wellen auf und ab, während wir an Deck erneut gut eingesalzen werden.

Mit den Quads um die Insel

Als wir am Mittag in den Hafen der Insel Poros steuern erwartet uns unser heimischer Gastgeber Mike schon an der Anlegestelle, und nachdem Vor- und Achterleinen fest sind, bekommen wir zur Begrüßung den Rosé Hauswein seiner Taverne gereicht. Die Griechen sind wunderbar herzliche Gastgeber! Am Nachmittag erkunden wir zum Ausgleich vom Segeln auf Quads und Mopeds die Insel und genießen einmal von ganz oben den Blick über die Peloponnes – Hügel voller Olivenbäume und duftenden Pinien, königsblaues Wasser und eben diese wunderschönen griechischen Buchten in die sich gefühlt nur ein paar wenige Boote verirren. Am Abend begrüßt Mike die gesamte Flottille dann zum Schlemmen in seiner Taverne Oasis, dafür haben wir sozusagen bei ihm in der Pole Position geparkt. Das Essen (Tapas und noch mehr Tapas) dort ist fantastisch. Mein Favorit ist das Risotto, der Tsatsiki und der in Honig badende Feta. Dazu stehen selbstverständlich wieder einige Kelche Hauswein auf dem Tisch – ein Traum. Am nächsten Vormittag erholen wir uns dann erst einmal von der kurzen Nacht (Bericht der Poros Hafennacht an dieser Stelle zensiert) und legen am Mittag als letztes Boot wieder ab.

Mit vereinten Kräften ans Ziel

An diesem Tag planen wir eigenhändig eine Wettfahrt nach Epidauros („bei Join The Skipper sind wir nämlich auch nicht“) und es stellt sich schnell heraus, dass wir für jede Funktion an Bord einen (fast-) Spezialisten haben. Auch die selbsternannten Grünschnäbel sind mittlerweile vom Segelvirus infiziert – die Liebe für Wind und Welle ist einfach ansteckend. Der Kurs wird diskutiert, der griechische Wetterdienst ausspioniert, die Segel getrimmt – und als für kurze Zeit gar nichts mehr geht, bläst unser Windgott Marco eigenhändig die Böen in die Tücher. Der Zusammenhalt an Bord in dieser Woche kann kaum besser sein – crew love is true love! Das Ergebnis kann sich sehen lassen: bis zum nächsten Ankerplatz sind alle vor uns gestarteten Crews eingeholt – es hat sich gelohnt. 

Ab ins antike Amphitheater

Die Nacht vor Anker bei Palea Epidavros wird wegen der auch in der Nacht nicht schlafenden griechischen Winde ziemlich wellig und unruhig, da macht es auch nichts, dass unser Wecker sehr früh klingelt, denn wir wollen die ersten Besucher in der antiken Kultstätte von Epidauros sein. Nach einer Fahrt mit dem Dinghy bei malerischem Sonnenaufgang geht es in vollgestopften griechischen Taxen rasend übers Land. Das Amphitheater von Epidauros ist eine Wahnsinns Kulisse mit beeindruckender Akustik und jeden Besuch wert. Außerdem spaziert hier die süßeste Mieze Griechenlands die antiken (2300 Jahre alten!) Stufen auf und ab. Bilder sagen mehr als tausend Worte… Vor Epidavros lohnt es sich auch Schnorchel und Flossen auszupacken, denn die antiken Überreste sind hier nicht nur an Land, sondern auch unter Wasser zu bewundern.

Das Fazit einer geilen Woche

Einzig an diesem Tag lässt uns der Wind ein wenig im Stich, sodass wir dann doch einmal bei Join The Motor landen. Unsere letzte Nacht vor Anker verbringen wir in einer Südbucht vor Aegina im Päckchen mit der Flottille, es gibt die besten Cuba Libre der Bucht und wir sind uns hier schon einig, dass der Törn mit so einer super Crew doch jetzt erst richtig losgehen sollte. Ein Glück weht immer irgendwo der Wind, sodass das nächste Abenteuer auf dem Wasser sicherlich nicht lange auf sich warten lässt.  Segeln um die Peloponnes ist windig, wellig, salzig, abenteuerlich, mit viel gutem Essen, immer gutem Wein, malerischen Sonnenaufgängen, beeindruckenden antiken Kultstätten, idyllischen Buchten, herzlichen griechischen Gastgebern, und nicht zuletzt mit so einer mega Crew ein riesen Spaß

Danke an: Steffen (Skipper und 24/7 Empfangsprüfer), Thorsten (Co-Skipper), Esther (für den Schweizer Anlegerli), Simone (für noch mehr Anlegerli und die entspannteste Laune an Bord), Julia (für die super Navigation), Jojo (für das fleissige Spülen), Stefan (für die Kunst an der Winsch) und Marco (so schnell hat keine Crew die Segel oben) – eine grandiose Segelwoche im griechischen Mittelmeer war das!

– Judith

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