Wind, Wein und Wellen rund um den Peloponnes

Wind, Wein und Wellen rund um den Peloponnes

Wind, Wein und Wellen rund um den Peloponnes

von Judith

Als sich der ewige Sommer in Deutschland langsam aber sicher verabschiedet, geht es für ein nächstes Segelabenteuer nach Athen. Zuvor war ich noch nie im griechischen Mittelmeer unterwegs. Aber man hatte mir gesagt, dass der Wind dort weht, die Pitas schmecken, die griechischen Buchten einzigartig traumhaft wunderschön sind, und überhaupt: Hauptsache raus aufs Meer, Segel hoch und los geht’s …

Athen mag auf den ersten Blick etwas chaotisch und anstrengend erscheinen. Wenn man sich aber ein bisschen Zeit nimmt und in die abgelegenen Straßen und Gassen läuft, kann man sich hier schnell wohlfühlen. Es gibt unzählige Bars und Cafés, das Leben spielt sich auf den Straßen ab, alles ist sehr gelassen und die Zeit scheint etwas stehen geblieben. Besonders schön finde ich Plaka (das Viertel am Hang der Akropolis). Hier unbedingt bei Yiasemi (Mnisikleous 23) auf der Dachterrasse einen Mocca trinken, und zum Frühstück lohnt sich das Little Tree Books and Coffee (Kavalotti 2) – etwas versteckt, aber ganz in der Nähe des Backpacker Hostels an der Akropolis. Wer auf coole Streetart und Alternativszene steht, der sollte nach Exarcheia laufen – auch dort gibt es ein paar unscheinbare aber sehr gemütliche Cafés und Bars. Und wer über die Akropolis hinaus noch mehr antike Gemäuer besuchen will, der sollte das wunderschönen Panathinaiko Stadion (erstes Olympiastadion der Neuzeit) besuchen – das einzige Stadion der Welt, welches komplett aus Marmor gebaut worden ist. Ich liebe Stadien! Aber nun zurück zum Segeln.

In Griechenland dauert alles etwas länger

Wir treffen uns mit der gesamten Crew am Samstag früh in der Marina Kalamaki und laufen anschließend zum nicht weit entfernten Supermarkt um uns für die Woche einzudecken. Diese erste Aufgabe ist einfach die beste Gelegenheit die Crew kennen zu lernen – und schon nach kurzer Zeit fallen Sätze wie „Ich glaube das wird eine verdammt gute Woche“. Eines vorweg: alle Vermutungen werden sich im Laufe der Woche bestätigen. Zum Auslaufen aus Kalamaki am Samstag reicht es leider nicht mehr, in Griechenland geschieht einfach alles etwas langsamer – davon sollte man sich aber auf keinen Fall aus der Ruhe bringen lassen. Die nächste mögliche Anlegestelle ist sowieso in diesem Revier zu weit entfernt um noch samstags vor Sonnenuntergang anzukommen. Was aber auch nicht tragisch ist, denn das hat zur Folge, dass wir am Abend mit der gesamten Flottille in einer Taverne für Tapas und Wein aus Kupferkelchen landen. Speis und Trank in einer griechischen Taverne ist garantiert nie ein Fehler! Am nächsten Morgen laufen wir nach dem Frühstück und der letzten Sicherheitseinweisung aus. Erstes Ziel: Die Insel Dokos, wo wir in einer der wohl schönsten Buchten des Reviers das erste Mal den Anker werfen. Peloponnes ist der absolute Traum für Buchten-Liebhaber. Wir laufen zum Sonnenuntergang noch auf den Hügel, und werden dort von der Eselin Irma überrascht, die uns gar nicht mehr gehen lassen mag. Auch nachts sind die Temperaturen im September noch sommerlich warm, dass man gemütlich – am besten in der Hängematte als Ankerwache – an Deck schlafen kann. Einzig der Wind kann dafür sorgen, dass man doch noch unter Deck umzieht.

Wir sind nicht bei “Join The Motor”

Der Wetterdienst kündigt für die folgenden Tage ordentlich Wind an – und die Crew hat richtig Bock aufs Segeln, ohne Wenn und Aber (Skipper Steffen: „Wir sind ja nicht bei Join The Motor“). Am nächsten Morgen werden wir nicht enttäuscht: Bei 30+ Knoten Wind erleben wir richtigen Segelspaß. Ich liebe es wenn das Salzwasser um die Ohren fliegt, der Bug die Wellen runter surft und der Wind vergeblich versucht das Boot umzulegen. Das Beste am Segeln? Das Segeln! Wir segeln bis zum frühen Abend und ankern dann vor Saupia. Der Schweizer Anlegerli (echter Bündner Röteli) und natürlich unser Crewesen an Bord ist mehr als wohlverdient nach diesem Tag. Am nächsten Morgen fegt der Wind noch etwas stärker und mit teils ungemütlichen Böen, sodass wir sogar nur das Vorsegel hochziehen. Unsere Sicily fährt trotzdem mit ordentlichen 6 Knoten die Wellen auf und ab, während wir an Deck erneut gut eingesalzen werden.

Mit den Quads um die Insel

Als wir am Mittag in den Hafen der Insel Poros steuern erwartet uns unser heimischer Gastgeber Mike schon an der Anlegestelle, und nachdem Vor- und Achterleinen fest sind, bekommen wir zur Begrüßung den Rosé Hauswein seiner Taverne gereicht. Die Griechen sind wunderbar herzliche Gastgeber! Am Nachmittag erkunden wir zum Ausgleich vom Segeln auf Quads und Mopeds die Insel und genießen einmal von ganz oben den Blick über die Peloponnes – Hügel voller Olivenbäume und duftenden Pinien, königsblaues Wasser und eben diese wunderschönen griechischen Buchten in die sich gefühlt nur ein paar wenige Boote verirren. Am Abend begrüßt Mike die gesamte Flottille dann zum Schlemmen in seiner Taverne Oasis, dafür haben wir sozusagen bei ihm in der Pole Position geparkt. Das Essen (Tapas und noch mehr Tapas) dort ist fantastisch. Mein Favorit ist das Risotto, der Tsatsiki und der in Honig badende Feta. Dazu stehen selbstverständlich wieder einige Kelche Hauswein auf dem Tisch – ein Traum. Am nächsten Vormittag erholen wir uns dann erst einmal von der kurzen Nacht (Bericht der Poros Hafennacht an dieser Stelle zensiert) und legen am Mittag als letztes Boot wieder ab.

Mit vereinten Kräften ans Ziel

An diesem Tag planen wir eigenhändig eine Wettfahrt nach Epidauros („bei Join The Skipper sind wir nämlich auch nicht“) und es stellt sich schnell heraus, dass wir für jede Funktion an Bord einen (fast-) Spezialisten haben. Auch die selbsternannten Grünschnäbel sind mittlerweile vom Segelvirus infiziert – die Liebe für Wind und Welle ist einfach ansteckend. Der Kurs wird diskutiert, der griechische Wetterdienst ausspioniert, die Segel getrimmt – und als für kurze Zeit gar nichts mehr geht, bläst unser Windgott Marco eigenhändig die Böen in die Tücher. Der Zusammenhalt an Bord in dieser Woche kann kaum besser sein – crew love is true love! Das Ergebnis kann sich sehen lassen: bis zum nächsten Ankerplatz sind alle vor uns gestarteten Crews eingeholt – es hat sich gelohnt. 

Ab ins antike Amphitheater

Die Nacht vor Anker bei Palea Epidavros wird wegen der auch in der Nacht nicht schlafenden griechischen Winde ziemlich wellig und unruhig, da macht es auch nichts, dass unser Wecker sehr früh klingelt, denn wir wollen die ersten Besucher in der antiken Kultstätte von Epidauros sein. Nach einer Fahrt mit dem Dinghy bei malerischem Sonnenaufgang geht es in vollgestopften griechischen Taxen rasend übers Land. Das Amphitheater von Epidauros ist eine Wahnsinns Kulisse mit beeindruckender Akustik und jeden Besuch wert. Außerdem spaziert hier die süßeste Mieze Griechenlands die antiken (2300 Jahre alten!) Stufen auf und ab. Bilder sagen mehr als tausend Worte… Vor Epidavros lohnt es sich auch Schnorchel und Flossen auszupacken, denn die antiken Überreste sind hier nicht nur an Land, sondern auch unter Wasser zu bewundern.

Das Fazit einer geilen Woche

Einzig an diesem Tag lässt uns der Wind ein wenig im Stich, sodass wir dann doch einmal bei Join The Motor landen. Unsere letzte Nacht vor Anker verbringen wir in einer Südbucht vor Aegina im Päckchen mit der Flottille, es gibt die besten Cuba Libre der Bucht und wir sind uns hier schon einig, dass der Törn mit so einer super Crew doch jetzt erst richtig losgehen sollte. Ein Glück weht immer irgendwo der Wind, sodass das nächste Abenteuer auf dem Wasser sicherlich nicht lange auf sich warten lässt.  Segeln um die Peloponnes ist windig, wellig, salzig, abenteuerlich, mit viel gutem Essen, immer gutem Wein, malerischen Sonnenaufgängen, beeindruckenden antiken Kultstätten, idyllischen Buchten, herzlichen griechischen Gastgebern, und nicht zuletzt mit so einer mega Crew ein riesen Spaß

Danke an: Steffen (Skipper und 24/7 Empfangsprüfer), Thorsten (Co-Skipper), Esther (für den Schweizer Anlegerli), Simone (für noch mehr Anlegerli und die entspannteste Laune an Bord), Julia (für die super Navigation), Jojo (für das fleissige Spülen), Stefan (für die Kunst an der Winsch) und Marco (so schnell hat keine Crew die Segel oben) – eine grandiose Segelwoche im griechischen Mittelmeer war das!

– Judith

Wirf deinen Anker bei uns

Neuer Peloponnes-Clip jetzt online!

Neuer Peloponnes-Clip jetzt online!

Rollt schon mal den roten Teppich aus und reserviert uns einen Stern auf dem Walk of Fame, denn es ist wieder soweit: Ein neuer Revier-Clip ist online! Dieses Mal war Peloponnes dran. An dieser Stelle ein fettes DANKESCHÖN an unseren Filmemacher Jonas Merlin (http://jonasmerlin.com), der uns immer wieder mit seiner Arbeit überzeugt. Auch ein herzliches DANKESCHÖN an alle Mitsegler/innen, die in ihrer jeweiligen Rolle als Mitsegler/in völlig überzeugt haben! Und natürlich auch noch ein nicht zu vergessendes DANKESCHÖN an dich, dass du dir diesen Clip gleich ansiehst und ihn dann allen deinen Freunden zeigst, damit auch sie bald den JTC-Spirit zu spüren bekommen.

Wie hat er euch gefallen? Schreibt es gerne hier oder direkt bei YouTube in die Kommentare, damit wir uns immer weiter verbessern können. Und falls ihr Lust auf den Peloponnes bekommen habt, könnt ihr euch hier alle Infos holen. Bis zum nächsten mal wenn es wieder heißt “JTC goes Hollywood”!

Segeln in den Kykladen

Segeln in den Kykladen

Stefanie hat mit ihren Freunden einen Segeltörn in den Kykladen gemacht. In diesem Artikel teilt sie mit euch ihre Eindrücke vom ersten Segeltörn, dem Wind in den Kykladen, welche Insel ihr persönliches Highlight war und warum sie unbedingt wieder zurück an Bord will. Viel Spaß damit und Danke Stefanie für’s teilen 🙂

Einen Urlaub, den wir sicherlich am längsten geplant haben und schon lange unbedingt machen wollten, war dieses Jahr ein Segelurlaub mit engsten Freunden. Die Auswahl an Segelrevieren in Europa ist riesig, doch wir entschieden uns recht schnell für Griechenland, mitunter, weil wir dort Freunde haben. Unser Ziel vom Segelurlaub war es möglichst viel Spaß zu haben, schöne Buchten zum Kitesurfen zu finden, Segeln zu lernen (wir waren alles Neulinge) und für mich war es außerdem besonders wichtig endlich wieder Vertrauen zum Wasser zu bekommen, denn meine letzte Erfahrung war weniger schön.

Die Herausforderung bei der Vorbereitung war es einen Charter zu finden, die junge Skipper haben und viel Spaß mitmachen, den Fokus aber trotzdem auf das Segeln setzen und nicht aufs grenzenlose Feiern in diversen Hafenbecken. Uns wurde Join the Crew empfohlen, die ausschließlich junge Skipper haben, unter Anderem im griechischen Segelrevier unterwegs sind, und auch private Segeltörns anbieten. Der nette Kontakt im Vorfeld überzeugte schnell und so buchten wir ein fast nagelneues Boot von 2016, Modell Oceanis 41, ab Athen und zurück nach Lavrio (direkt bei Athen). Was wir bei der Buchung noch nicht wussten (wie gesagt, wir waren alles Neulinge): Mitte August, dann wann wir unterwegs waren, bläst in den Kykladen der Meltemi. Und wenn der bläst, dann so richtig. Da ich eh schon aufgeregt genug war, dass es für mich wieder aufs Wasser geht, war das zunächst eine Nachricht, die ich eher nicht hören wollte. Doch dazu später mehr.

Die ersten beiden Tage verbrachten wir in Athen. Da wir wussten, dass die kommende Woche schon aufgeregt genug sein würde, entschieden wir uns für das “King George Athens“, ein schickes Hotel im Stadtzentrum und lagen bei der enormen Hitze fast nur im Pool auf der Dachterrasse. Am Tag des Törnbeginns standen wir alle früh auf und teilten uns in Gruppen auf. Die eine Gruppe versuchte einen Supermarkt zu finden, bei denen etwas in den Regalen stand (unbedingt beachten, wenn ihr das Boot mit Vorräten ausstatten müsst. Die Regale in den Supermärkten in Athen sind unvorstellbar leer, da die meistens kein Kapital haben auf Vorrat zu kaufen), während die andere Gruppe sich um Schnorchel- und Angelequipment kümmerte und versuchte das ganze Gepäck in den Hafen von Athen zu bekommen. Auch das war eine schwierige Aufgabe, denn Großraumtaxen gibt es in Athen ebenfalls keine. Am späten Nachmittag trudelten wir alle langsam vor unserem Segelboot ein, auf dem unser Skipper Tobi auch schon mit den Vorbereitungen beschäftigt war. Wenn man den ganzen Berg an Koffern, Kite-Equipment, Getränken und Essensvorräten sieht, hat man überhaupt keine Vorstellung wie das alles auf das Boot passen soll. Doch so ein Segelboot ist ein regelrechtes Stauwunder. Überall, selbst im Fußboden, gibt es Luken und Fächer in denen wir tatsächlich all unser Zeug verstauen konnten. Mittlerweile war es schon 17 Uhr und unser Skipper wurde langsam unruhig. Wenn wir noch zur ersten Inseln “Aegina” kommen wollten, mussten wir schnellstens los, denn die Fahrzeit dorthin dauert ca. 2 Stunden und um 20 Uhr ist es dunkel. Und dann ging es los: Unser 7 tägiger Segeltörn mit Join the Crew.

Eins vorweg: Segeln hat mir noch fiel besser gefallen, als ich es mir im Vorfeld vorstellen konnte. Zugegeben, ich hatte etwas bedenken, dass der Wind zu heftig wird, ich non-stop Seekrank sein werde, und den Urlaub nicht genießen kann. Und ehrlich gesagt, traten meine Bedenken auch ein, aber genau das, hat den Urlaub erst so wahnsinnig spannend und einmalig gemacht. Die ersten Tage war in den Kykladen so ein starker Wind, dass wir uns dazu entschlossen erstmal im saronischen Golf zu bleiben. Am dritten Tag wollten wir vom saronischen Golf in die Kykladen rübersegeln. Doch bereits kurz nach der Bucht waren die Wellen so hoch, dass mir das für sieben Stunden Überfahrt zu heftig war. Also kehrten wir zurück zu einer der schönsten Inseln auf unserem Törn: Hydra. Im Nachhinein waren mir alle dankbar, dass ich lieber abbrechen wollte, denn sonst hätten wir nicht die vielen Caipirinhas auf der wunderschönen Hippie Insel genießen können. Am nächsten Tag gab es dann kein kneifen mehr. Wir mussten rüber in die Kykladen. Obwohl die Wellen schon viel sanfter und kleiner waren, musste ich mich stark auf den Horizont konzentrieren. Als dann nach der dritten Stunden der Sturm sowas von plötzlich auftauchte, hatte mich die Seekrankheit endgültig erwischt. Die Wellen wurden immer höher, das Boot lag immer schräger, immer wieder wurden wir komplett nass, wir waren mit unseren Rescue Belts an der Reling festgegurtet, und mir war so schlecht wie gefühlt noch nie. Als wir endlich nach knapp 8 Stunden alle fix und fertig in der Bucht ankamen, ging es mir aber auch direkt schlagartig besser – als wenn nichts gewesen wäre.

Die ersten zwei Tage musste ich mich erstmal daran gewöhnen, dass auf dem Boot alles sehr eng ist, man nicht runter kommt, und vorallem: nichts machen kann. Man liest nicht, man schreibt nicht, man guckt keinen Film. Alles was man macht, ist aufs Wasser schauen, mit den Leuten quatschen, und natürlich segeln. Wenn ich sowas lesen würde, würde ich normalerweise denken “klingt nicht so aufregend”. Doch genau das ist der Punkt: auf dem Segelboot lernt man endlich mal wieder abzuschalten. Nicht nachzudenken, keine eMails zu checken, nichts zu organisieren, einfach mal nichts tun. Ich kam noch nie so entspannt aus einem Urlaub zurück, wie von diesem. Und das obwohl das Segeln bei dem teils recht starken Wind schon recht aufregend war. So sehr ich am Anfang Bedenken hatte, dass der Wind zu stark sein würde, desto glücklicher war ich am Ende, dass wir diese Erfahrung gemacht haben. Denn Segeln mit kräftigem Wind, macht einfach unfassbar viel Spaß. Definitiv mehr Spaß, als bei Windflaute mit dem Mini-Motor herum zutuckern. Das hatten wir glücklicherweise nur an einem Tag. Als wir nach den sieben Tagen im Hafen bei Athen wieder ankamen und das Boot abgeben mussten, fühlte es sich nicht an, wie “endlich wieder an Land”. Vielmehr hätte ich die Seile wieder losmachen können und wäre lieber noch etwas länger auf dem Wasser geblieben. Und ich glaube das wird fast den meisten so gehen. Wenn man sich einmal an das Segelboot gewöhnt hat, dann packt ein schnell das Segelfieber. Und die Frage aller Fragen: würde ich nochmal segeln? Auf jeden Fall! Und zwar am liebsten so schnell wie möglich.

Für diejenigen, die an unserer Segelroute interessiert sind:

Tag 1: Athen – Aegina (Übernachtung in der Bucht) PS: In der Bucht ist das Übernachten so viel schöner als im Hafen!
Tag 2: Aegina – Poros (Übernachtung in der Bucht)
Tag 3: Poros – Hydra (Übernachtung im Hafen). Schönste Insel auf unserer Route! Hier lohnt es sich im Hafen anzulegen.
Tag 4: Hydra – Kythnos, Fikiado (Übernachtung in der Bucht)
Tag 5: Kythnos, Fikiado – Serfios (Übernachtung in der Bucht)
Tag 6: Serfios – Kythnos, Loutra (Übernachtung im Hafen)
Tag 7: Kythnos, Loutra – Lavrio (Endstation)

Meet the Locals!

Meet the Locals!

Frühling in Griechenland und der Türkei. Kurz vor dem Saisonstart. Auf der Hellenic Sky segeln wir von Rhodos aus die lykische Küste entlang. Immer wieder werden wir angesprochen, wann denn endlich die Touristen kommen. Wir sind das dritte Boot in diesem Jahr in der My Marina in Ekincik, liegen in Marmaris am menschenleeren Stadthafen.  Den Einheimischen ist anzumerken, dass sie nach dem langen Winter, den sie -wie sie erzählen- mit Internet, Fernsehen, Freunde treffen und wieder Internet verbringen, richtig Lust auf Leute, auf Touristen haben. 

So werden wir ständig auf einen türkischen Tee eingeladen und genießen die herzliche Gastfreundschaft der Locals. Die Frage apple-tea or normal Tea stellt sich bei Fatma im verlassenen Dorf, bei Nuri in Dalyan, beim Harbour-Master in Fethiye. Besonders freut uns der Besuch von Join The Crew – Freund Aykut aus Datca, der uns extra für einen Abend in Marmaris besucht. Er bringt uns frische grüne Mandeln und feiert mit uns. 

Unter Anleitung unseres Skippers Mo suchen wir nach dem optimalen Segeltrimm. Trotz leichter Winde zieht die Hellenic Sky schließlich wie von alleine durch die ruhige See. Vorbei an der zauberhaften Kulisse der lykischen Küste mit ihren grünen Berghängen. Zeit zu entspannen und das Segeln zu genießen. Gelegentlich einsetzende Flaute nutzen wir für einen Blick von oben herab: Am Ende sind fast alle einmal mit dem Bootsmannstuhl auf dem knapp 18 Meter hohen Mast gewesen, um die Landschaft aus schwankender Höhe zu bestaunen. 

Wassertemperatur: ca. 18 Grad, ist  ja auch nicht kälter als die Nordsee im Sommer! Wo immer es geht, wird der Bikini rausgeholt, eine Runde ums Boot gedreht oder mit Bier und Handtüchern in Plastiksäcken zum bräunen an den Strand geschwommen. Schon ein irres Gefühl, wenn man bei 25 Grad in der Sonne liegt, ringsherum in der sonst als karg bekannten Türkei die Blumen üppig blühen und im Hinterland noch die schneebedeckten Berge zu sehen sind. 

Papi liebt sein Boot 😉   …und auch wir wollen nach dem Törn noch mehr Meer! Und das am besten ganz bald!

Rhodos in Zeiten der Finanzkrise: “Kaum Zeit für Proteste”

Rhodos in Zeiten der Finanzkrise: “Kaum Zeit für Proteste”

Wird in den Medien von der Finanzkrise in Griechenland berichtet, dann meist aus Athen, nicht von den Inseln. Hier hoffen die Einwohner auf den Tourismus.

Noch streichen in Rhodos nicht feierwütige Touristen, sondern nur die wilden Katzen durch die Straßen. In der im Sommer geschäftig brummenden Altstadt ist nur die Hälfte der Geschäfte geöffnet und nur ein paar verlorene erste Touristen schlendern durch die Straßen, in denen die Ladeninhaber und Hoteliers ihren Geschäften nach dem Winter eine neue Schicht Farbe verpassen.

Das gleiche Bild bietet sich am Hafen. An den Fähren zu den Nachbarinseln und den Motor- und Segelbooten wird Rost geklopft, geschliffen und lackiert. Rhodos bereitet sich auf die Urlaubssaison vor und wartet auf die Touristen.

„Letztes Jahr hat die Krise uns nicht getroffen, wir konnten 22 Prozent mehr Touristen in Rhodos begrüßen“ sagt Agapitos Xanthis. Xanthis arbeitet bei „Ethnikos Organismos Tourismou“ (EOT), der nationalen Tourismusorganisation als Direktor für den „Dodekanes“, dem südöstlichen Teil der Ägäis, in dem Rhodos liegt. Die staatlich kontrollierte Organisation fördert seit 60 Jahren den Tourismus in Griechenland.

Deswegen gibt sich Xanthis auch für diese Saison optimistisch und hofft „auf ein besseres Image unseres Landes in Europa”. Auch Yiorgos Antalis hofft auf die Touristen, ist aber weniger optimistisch: „Ich schätze es werden 30 Prozent weniger Touristen kommen wegen der Krise. Meine Bekannten, die in Hotels arbeiten, sagen, dass die Buchungen schlechter sind dieses Jahr”, sagt der Taxifahrer.

In diese Richtung weisen auch vorläufige Zahlen, die der Verband der griechischen Tourismusindustrie letzte Woche herausgegeben hat. Im ersten Quartal 2012 reisten durchschnittlich 8,8 Prozent weniger Touristen nach Griechenland als 2011. 

 

Die Streikbrecher von Rhodos

„Hier auf den Inseln hoffen die Leute noch auf den Tourismus, hier haben sie noch etwas, auf das sie hoffen können. Hier gibt es keinen Protest wie in Athen. In Athen haben die Leute nichts zu verlieren“, sagt der Taxifahrer. Deswegen gebe es auf Rhodos trotz Finanzkrise, Lohnkürzungen und Umsatzeinbußen wenig Protest meint der Taxifahrer mit der Baskenmütze. „Den Flughafen und den Hafen lahmlegen, das ist nicht mein Stil, das schadet uns nur“, sagt er.Doch letztes Jahr hat auch der wenig protestfreudige Taxifahrer gestreikt. Da wollte der Minister für Transport, Giannis Ragousis, das Taxigeschäft liberalisieren. Dann hätte jeder für 300 Euro ohne Ausbildung eine Lizenz bekommen und Taxi fahren können. Schon jetzt gebe es in Rhodos sieben Taxifahrer auf tausend Einwohner, betont Yiorgos: „Die höchste Quote in Europa“.

Auch die Taxifahrer in Rhodos und ihr Syndikat „Radio Taxis“ beteiligten sich damals am nationalen Taxifahrerstreik – für 20 Tage. „Aber Rhodos war die erste Insel die den Streik gebrochen hat”, erzählt Yiorgos. Trotzdem sei er erfolgreich gewesen, weil das Gesetz erheblich modifiziert wurde.

Taxi fahren tut Yiorgos seit seiner Studienzeit jeden Sommer für fünf Monate. Im Winter arbeitet der 45-jährige, der in Kanada Archäologie, Anthropologie und Geschichte studiert hat, als Archäologe in Ausgrabungsstätten und bei der Restauration von historischen Gebäuden. „Ich nehme alles, was ich kriege“, sagt er. 800 Euro verdient er damit im Winter.

Im Sommer verdient er mit dem Taxi fahren mehr. Deswegen hat er nach dem Studium seinen Studentenjob als Taxifahrer nicht aufgegeben, sondern wartet dieser Tage am Flughafen von Rhodos auf Kundschaft: „Gestern habe ich stundenlang gewartet und nur einen Gast gefahren.“

Auch er spürt sie, die Krise. Die Lebensmittelpreise seien seit November um 20 Prozent gestiegen, sagt Yiorgos, seine Miete von 550 Euro und sein Gehalt dagegen nicht.

 

Im Winter gibt es nur Internet

Auch Fotios Rizopoulos wartet auf die Touristen. Der 28-Jährige steht vor einer kleinen Taverne in der Altstadt von Rhodos, seine halbe Familie sitzt neben ihm an zwei kleinen Tischen auf der gepflasterten kleinen Straße vor dem Lokal und trinkt Kaffee. Hin und wieder fährt ein Motorroller oder ein Auto direkt an den Tischen vorbei. Sonst ist es ruhig vor der Taverne. Wie in der übrigen Altstadt ist auch hier die Hälfte der Geschäfte noch geschlossen.

Die Taverne hat Fotios Familie erst letztes Jahr eröffnet. „Im Winter gibt es hier nur Internet, Fernsehen und die Familie”, so fasst Fotios zusammen, was er die letzten Monate gemacht hat. Da Rhodos vom Tourismus lebt sind viele Arbeitsplätze auf der Insel saisonal.

Im Winter ist wie Fotios ein Großteil der Bevölkerung arbeitslos. Nun freut er sich schon auf den Sommer und darauf, dass Leben in die verschlafene Altstadt von Rhodos kommt.

„Im Sommer arbeiten wir sieben Tage die Woche 12-15 Stunden”, sagt er. Neben der Arbeit im Lokal seiner Familie arbeitet er im Sommer in einem Hotel. Davor war er bei der Armee, hat deutsche Leopardpanzer gefahren und im „Casino Rhodos” gearbeitet.

 

Fliegende Orangen und Joghurtbecher

„Die Leute hier haben keine Zeit für Protest“, sagt Fotios. Trotzdem war er Anfang März mit dabei als während der alljährlichen offiziellen Feier der „Vereinigung“ des Dodekanes mit Griechenland 1947 Joghurtbecher und Orangen auf lokale Politiker, den Gouverneur des Dodekanes, und den griechischen Minister für Kultur und Tourismus, die an der Parade teilnehmen wollten, flogen. „Prodotes“ (Verräter und Betrüger) und „Verlasst das Land“ riefen die aufgebrachten Inselbewohner.

Nach Tumulten mussten die anwesenden Politiker, die Parade verlassen, „ihrer Sicherheit wegen”, berichtet Fotios. Ende März hätten dann 1.000 Polizisten die Parade zur Unabhängigkeit Griechenlands auf der Straße Evdomis Martou am Hafen in Rhodos geschützt erzählt Fotios. „Sie haben Angst, die Politiker”, sagt er. Der Krisen-Protest in Rhodos ist weniger spektakulär und verzweifelt, doch auch auf der Urlaubsinsel ist er da.

„Seit dem 18 März streiken die Reiseführer”, erzählt der Kellner. Ihr Lohn sollte von 1.500 auf 800 Euro gekürzt werden. Zwei von drei Kreuzfahrtschiffen, die Rhodos ansteuern sollten, seien Anfang April wegen dem Streik ohne Stop in Rhodos zum nahegelegenen türkischen Urlaubsort Marmaris gefahren. „Das hat uns Umsatz gekostet, aber ich kann verstehen, dass sie streiken, was sollen sie sonst tun?”, sagt Fotios.

„Das Geld kommt hier nicht aus den Fabriken sondern von außerhalb”, so beschreibt Thassos Tsantilas die Inselökonomie. Der 52-jährige Grieche mit dem braun gebrannten, zerfurchten Gesicht und dem verschmitzten Grinsen hat keinen Grund zum Protest, sein Geschäft läuft. Der ehemalige Seemann und Skipper arbeitet als Base-Manager von „Kiricacoulis Yachting“ in der Marina Mandraki, dem Stadthafen von Rhodos.

In den letzten Wochen hat er die Segelboote, die er verwaltet von Athen nach Rhodos überführt. „Im Fernsehen sagen sie, dass dieses Jahr 10 bis 15 Prozent weniger Touristen kommen werden, aber ich bin mir da nicht sicher”, sagt er nachdenklich. 25 Boote muss er während der Saison verwalten, reparieren, und an Charterkunden übergeben, in der Mehrheit an Deutsche.

 

Es trifft die Kleinen

Dann fährt der große Mann den ganzen Tag hektisch mit seinem kleinen Roller auf der Pier in der Marina Mandraki auf und ab. Auf der Pier herrscht dann ein Gewimmel von ankommenden und abreisenden Seglern. Doch im April liegen die meisten Yachten verschlossen da, und ein wenig sommerlicher Wind pfeift über die Marina.

„Die kleinen Geschäfte und Pensionen trifft die Krise härter”, sagt Base-Manager Thassos. „Wegen der Krise wurden in den letzten Jahren viele Hotels in Rhodos geschlossen und nur wenige neu gebaut”, gibt EOT-Mann Xanthis zu. Gleichzeitig hat sich offenbar vor allem das Luxus-Segement des Marktes gut entwickelt: „In den letzten Jahren gab es einen Anstieg der Vier- und Fünf-Sterne Hotels in Rhodos”, sagt der Direktor der Tourismus-Organisation für den Dodekanes.

Auch für wohlhabende Segler und Motoryachten ist Rhodos immer noch ein Topziel. Aktuell wird in Rhodos eine neue Marina mit 500 neuen Plätzen für Yachten gebaut.

„Wegen der großen Nachfrage“, sagt Xanthis. Die wird vermutlich dafür sorgen, dass zumindest Base-Manager Thassos auch in Zukunft genug zu tun hat.

 

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Veröffentlicht in der TAZ-online von Moritz Wichmann, Skipper bei Join The Crew, nach dem Greece meets Turkey – Törn im April 2012.

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Auf Erkundungstour für die Griechenlandflottille 2012

Auf Erkundungstour für die Griechenlandflottille 2012

20. Oktober in der Marina Kalamaki, Athen: Es ist absolut still, menschenleer außer ein paar Mechanikern, die entspannt die Boote reparieren. Ein Kran hebt Schiffe aus dem Hafenbecken. Von der Hektik und Lautstärke des Sommers keine Spur. Auch die sengende Hitze und stehende Luft der Hochsaison ist einem angenehmen Lüftchen gewichen. Ein paar Kilometer weiter toben im Zentrum Athens die Krawalle  –  auch davon bekommen wir hier nichts mit.

Vier Tage hat sich Dominik Zeit genommen, um gemeinsam mit Giorgos, dem Vercharterer der Join The Crew-Segeltörns und vor allem sehr guten Freund, die schönsten Orte und Buchten für die Griechenland-Flottillen des nächsten Sommers zu erkunden. Und wie sich zeigen wird hat Giorgos als Einheimischer viele Geheimtipps in petto…

Neben den Informationen von Giorgos werden mit Hilfe des Greek Water Pilot, dem Revierführer für Segler in Griechenland und mit Hilfe der Seekarten eine Bucht und ein Hafenstädtchen nach dem anderen erkundet. Wassertiefe, Windrichtung, die Möglichkeit, mit vielen Booten nebeneinander zu ankern werden ausführlich überlegt und Spekulationen darüber angestellt, wie frequentiert wohl jeder einzelne Ort in der Hochsaison sein wird.

Spontan, um nicht zu sagen äußerst spontan, bin ich vom Organisationsteam noch dazu gekommen und habe die Aufgabe, jede Bucht  fotografisch festzuhalten, zur Erinnerung und für die Vorbesprechung der Törns beim Skippertreffen. Nicht die schlechteste Aufgabe zu einer Zeit, in der in Deutschland die Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad liegen…

„Es ist Jahre her, dass ich mit so wenigen Leuten auf dem Schiff war, anfangs ist das ein merkwürdiges Gefühl“ so Dominik. „Aber ich freue mich sehr, dass ich endlich Zeit habe, mit Giorgos diesen Trip zu machen. Während der Törns bleibt uns immer sehr wenig Zeit, die wir miteinander verbringen können.“

Und das Fazit am Ende des Vorbereitungstörns:  Wir sind uns sicher, dass Griechenland nach wie vor eins der Lieblingsreviere von Join The Crew bleiben wird. Das einzige Problem, das wir haben: Es gibt zu viele schöne Buchten, zwischen denen wir uns entscheiden müssen…